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18/5/2025

Weinbau im Wandel der Zeit – Ein Ausflug voller Aha-Momente

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Was für ein Tag! Am Sonntag, 18. Mai 2025, erlebten 29 neugierige Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen unvergesslichen Vereinsausflug zum Demeter-Weingut Lenz in Iselisberg (TG). Unter dem Motto „Weinbau im Wandel der Zeit – Demeter, PiWis und Permakultur in Aktion“ entführte uns der Biowinzer Roland Lenz in eine faszinierende Welt des nachhaltigen Weinbaus – und öffnete so manche Augen.
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Bereits bei der Ankunft war klar: Hier wird Weinbau anders gedacht. Zwischen blühenden Wiesen, Obstbäumen und Reben vermittelte Roland Lenz mit viel Herzblut, wie Permakultur, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft im Rebberg gelebt werden können.
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Zwischen Reben, Schafen und Fledermäusen
​– was nachhaltiger Weinbau wirklich bedeutet
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Roland erklärte uns auf eindrückliche Weise, wie der Boden das Herzstück jedes Weinbergs ist – und warum die industrielle Landwirtschaft hier vieles aus dem Gleichgewicht bringen kann. In der konventionellen Landwirtschaft kann es – je nach Standort und Praxis – zu Humusverlusten kommen, insbesondere durch intensive Bodenbearbeitung, geringe organische Düngung und Einsatz von Totalherbiziden, die wichtige Bodenlebewesen abtöten. 

Im Gegensatz dazu verfolgt Roland Lenz einen anderen Ansatz: Humusaufbau statt -abbau. In seinem Permakultur-System steigt der Humusgehalt kontinuierlich an – und das hat messbare Auswirkungen: Schon 1 % mehr Humus im Boden kann die Wasserspeicherkapazität pro Quadratmeter um rund 40 Liter erhöhen. Für den gesamten Rebberg bedeutet das: Humusreiche Böden helfen, in trockenen Zeiten mehr Wasser zu speichern und die Reben länger mit Feuchtigkeit zu versorgen – ein echter Klimapuffer.

Auch noch ein überraschender Fakt: Wenn der Humusgehalt deutlich über 4,5 % steigt, reagieren die Reben mit üppigem vegetativem Wachstum – aber sie produzieren teils kaum noch Trauben. Es geht also um das richtige Gleichgewicht.

Auf dem Weingut Lenz wimmelt es nur so von Leben. 2200 Obstbäume – darunter Kaki, Haselnüsse und Mandeln – stehen zwischen den Reben. Hafer wächst für das hauseigene Demeter-Birchermüesli (5 Tonnen pro Jahr!), Fledermäuse halten Schädlinge wie den Traubenwickler und die Kirschessigfliege in Schach, und im Winter ziehen 80 Schafe durch die Rebberge, um die Verbuschung in Schach zu halten.
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Anstatt das Gras unter den Reben zu mähen, wird es einfach mit einer Walze niedergeknickt – das schont den Boden, die Regenwürmer übernehmen die Belüftung. Nur einmal pro Jahr wird unter den Reben von Hand mit der Sense gemäht – Respekt für diesen Einsatz!​
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PIWI-Reben – die stillen Revolutionäre des Weinbau

Ein grosses Thema waren die PIWI-Rebsorten – pilzwiderstandsfähige Neuzüchtungen, die helfen, den Fungizideinsatz drastisch zu reduzieren. Statt wie im konventionellen Weinbau bis zu 20 Mal pro Jahr zu spritzen, kommen PIWI-Reben oft mit 2–6 Behandlungen aus. Das bedeutet nicht nur weniger Arbeit und Kosten, sondern vor allem weniger Belastung für Böden, Wasser und Biodiversität.

Roland ist ein echter Pionier: Etwa 10 % der gesamten Schweizer PIWI-Weinproduktion stammen aus seinem Weingut. Seine Zusammenarbeit mit dem Züchter Valentin Blattner – dem „PIWI-Papst“ – zeigt, wie innovativ hier gedacht wird. Besonders spannend: Zwei Reihen Permakultur-Reben liefern denselben Ertrag wie drei Reihen konventioneller Reben – weniger Fläche für Reben, mehr Platz für Natur.
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Gesundheit, Klima und Wein

Ein Thema, das uns nachdenklich gemacht hat: die Gesundheit der Landwirte selbst. Studien und Berichte zeigen, dass Landwirtinnen und Landwirte ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme haben – besonders dann, wenn sie regelmässig mit Pestiziden arbeiten. Sie gehören zu den Berufsgruppen mit der höchsten Belastung durch chemische Pflanzenschutzmittel und sind überdurchschnittlich oft betroffen von Krankheiten wie Parkinson, Krebs und Atemwegserkrankungen. Diese Risiken werden leider oft unterschätzt oder verdrängt.

Ein weiterer Punkt, der zeigt, warum ein Wandel im Weinbau dringend notwendig ist – für die Natur, aber auch für die Menschen, die in ihr arbeiten.

Dazu kommen die Auswirkungen auf die Umwelt: Pestizide gelangen ins Grundwasser – mehr als eine Million Menschen in der Schweiz trinken heute Wasser, das die gesetzlichen Grenzwerte für Pestizide überschreitet. Auch in Weinen selbst finden sich Rückstände: 94 % der konventionellen Weine enthalten Pestizidrückstände, während vier von fünf Bioweinen frei davon sind.

Roland teilte auch spannende Fakten zum CO₂-Fussabdruck im Weinbau: Eine leichtere 400g-Flasche reduziert die Emissionen deutlich, und selbst der Verschluss macht einen Unterschied: Ein Drehverschluss verursacht 60g CO₂, während ein Naturkork sogar 10g CO₂ bindet. Kleine Entscheidungen, grosse Wirkung!

Ach ja – und wusstet ihr, dass bei seiner Traubenernte pro Tonne Reben rund 1,5 kg Insekten lebendig zurückgebracht werden? Auch das ist gelebter Naturschutz im Rebberg.
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Ein Tag, der inspirier

Unser Ausflug hat gezeigt: Es geht auch anders! Roland Lenz lebt mit seinem Weingut vor, dass nachhaltiger Weinbau nicht nur möglich ist, sondern auch wirtschaftlich Sinn macht, ökologisch wertvoll ist – und hervorragende Qualität liefert, wie wir uns bei der Degustation selbst überzeugen durften.

Wir realisieren, dass bei uns in Hallau noch riesiges Potenzial steckt: Der Anteil an biologisch bewirtschafteten PIWI-Reben ist derzeit noch gering, die meisten Weinberge werden weiterhin konventionell bewirtschaftet. Vielleicht war dieser Tag für den einen oder die andere ein kleiner Denkanstoss – und für uns alle eine Ermutigung, offen für Neues zu bleiben und gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten, in der Natur und Landwirtschaft Hand in Hand gehen.

Wir danken Roland und Karin Lenz von Herzen für ihre Gastfreundschaft, ihre inspirierende Führung und die vielen Einblicke in ihre Arbeit. Euer Engagement zeigt: Weinbau im Einklang mit der Natur ist kein Traum – es ist machbar.

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